Männertrip auf die Bahamas

Einmal im Leben eines Privatpiloten soll es sein: Bahamas selbst erfliegen! Das gestaltet sich für jemanden, der aus Deutschland kommt, oft nicht so leicht. Es gilt, einen Flieger zu buchen, aber gleich für eine Woche, das wird mal richtig teuer und aufwändig. Peter, mein Schwager, schlug daher vor, mit seiner Mooney von Chicago nach Ft. Lauderdale zu kommen, damit wir von dort loslegen können. Das ist ein Plan.

Also treffen wir uns in Ft. Lauderdale, haben einen schönen Abend zusammen und freuen uns auf den kommenden Tag. Ganz anders als für den Transatlantikflug (Fliegermagazin #3/2015) müssen wir uns um Gepäck wenig Sorgen machen: Badehose und ein paar Dosen Bier und wir sind gepackt. Männerurlaub kann so einfach sein. Eine Urlaubsplanung im weiteren Sinne machen wir nicht, d.h. wir fliegen einfach mal zur ersten Insel und schauen dann weiter, was wir am nächsten Tag machen. Als Vorbereitung hatte ich mir einige Berichte über die Bahamas angeschaut, aber die behandeln meist Nassau, was kaum noch das echte Flair der Bahamas mitbringt, wie sich noch zeigen wird. Wir wollen alles, die ganze Inselgruppe, bis ganz nach hinten durch.

Bud light muss mit.

Da wir aus den USA kommen und die Bahamas eine formale Einreise benötigen, filen wir das Einreiseformular eAPIS und dürfen dann einreisen. Da wir beide ein US-Visum haben, sind auch auf der Rückreise keine Schwierigkeiten zu erwarten. Die Mooney wie auch wir selbst sind Instrumentenflug-Zertifiziert, aber wir hoffen doch, alles rein VFR, spricht auf Sicht, machen zu können, die Sonne soll uns auf den Pelz brennen. Davon abgesehen sind die allermeisten Inseln ohnehin nur bei guter Sicht (in VMC) anfliegbar.

Wir haben ein Hotel auf den Exuma-Inseln gebucht, nur für einen Tag und ohne Plan, was wir dann machen. Wir sind tiefenentspannt. Die Flugplanung ist überschaubar: VFR (per Sichtflug) aus Ft. Lauderdale raus, ab nach Exuma, über Funk Flight Following (ähnlich dem deutschen FIS) angefordert und einen schönen VFR-Flug gehabt. Schon nach etwa einer halben Stunde Flug sehen wir das Wasser in Strandnähe türkisgrün schimmern. Die Freude steigt. Schon der Flug dorthin macht Spaß.

Angekommen auf Exuma wird erstmal relaxed. Das Wetter ist toll, die Temperatur im absolut erträglichen Rahmen und die Liegestühle gehören zu unserem Bungalow. Exuma selbst ist noch eher touristisch, wenn auch überhaupt nicht mit dem wahnsinnig überfüllten Nassau vergleichbar. Das wird sich im Laufe der Reise aber nochmals deutlich ändern. Auf Exuma kann man einige touristische Dinge erleben, so auch auf Staniel Cay schwimmende Schweine ansehen oder aber auf einer Brücke genau zwischen Atlantischem Ozean und dem Karibischen Meer stehen. Während wir im Hideaway Exuma Hotel (schönes Resort) noch darüber nachdenken, geht auch schon die Sonne unter. Der erste Tag ist schon vorbei.

Im Restaurant fragen wir noch schnell, wo wir morgen hinfliegen können. Das Ressort Cape Santa Maria auf Long Island soll schlicht der Hammer sein. Das wird also unser Ziel für den nächsten Tag.

Die Landung auf Long Island gestaltet sich bis auf die Sicht so unspektakulär, dass hier nicht viel zu geschrieben werden kann, was man aber für die Insel und das Ressort so garnicht sagen kann. Das ist so spektakulär, dass wir gleich an der Rezeption eine weitere Nacht zu einem guten Kurs hinzu verhandeln.

Als Hobby-Sternengucker habe ich von dem Begriff “Lichtverschmutzung” gehört und konnte mir so lange nichts drunter vorstellen, bis ich auf Long Island nach einer längeren Radtour und einem schönen authentischen Essen bei Einheimischen auf dem Rückweg in die Sterne schaue. Auf einer kleinen Brücke in der Mitte der Insel angekommen, schalten wir die einzige Beleuchtung aus, die wir mit haben: Die iPhone-Taschenlampen. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit der Augen sehen wir einen riesigen Sternenhimmel, so klar wie kaum an einem anderen Ort. Als jedoch das Knacken in den Büschen um uns herum lauter wird, beschließen wir die zügige Weiterfahrt mit unseren Rädern zum Hotel.

Der nächste Tag ist dem Wasser gewidmet: Wir mieten uns einen Hobie Cat, einen kleinen Katamaran, um über das Wasser zu düsen. Der Wind gibt uns dabei den richtigen Kick. Ein anderer Teil der Insel scheint komplett menschenleer zu sein, dort stellen wir den Cat am Strand ab und genießen die Auszeit. Am Abend fragen wir wieder nach der nächsten Insel. Diesmal zieht uns Hawks Nest auf Cat Island an. Auch wenn wir hier schon etliche Flieger getroffen haben, Hawks Nest soll das Fliegernest schlechthin sein. Also nichts wie hin…

Auch wenn diese Inseln Pisten haben, sind sie touristisch nur begrenzt erschlossen. Linienflieger kommen hier nicht hin, Boote brauchen scheinbar zu lang, um Touristen abzuladen, also sind es meist Hobbyangler oder eben Flieger, die hier eintrudeln. Viel Verkehr gibt es hier ohnehin nicht, also beschließen wir, mit Fahrrädern auf der Piste etwas herum zu kurven. Ein Anflug pro Tag, mehr ist hier nicht los.

Dennoch: Hawks Nest ist schon ganz nett, aber uns zieht es weiter. Wohin? Crooked Island, hören wir. Ok, machen wir und freuen uns auf eine weitere Insel.

Crooked Island fühlt sich ähnlich wie Long Island an. Es leben jedoch nur recht wenige Menschen hier. Allerdings sind hier Haie in freier Wildbahn anzutreffen. Wir beschließen, lieber auf der anderen Seite der Insel baden zu gehen, wo auch der Strand äußerst feinen Sand hat. Wenn wir schon beim Baden sind, können wir auch gleich schnorcheln und tauchen gehen, beschließen wir. Ein Boot bringt uns zu einem Riff und wir sehen nur noch einen einzigen Hai, der uns zwar beäugt, aber immerhin nicht frisst. Apropos: Als wir am Abend ins Restaurant gehen, das zugleich die Ankunftshalle ist, erkennen wir den gleichen Mann, der uns empfangen hat und mit uns schnorcheln und tauchen war, als Koch wieder. Fernab der Zivilisation muss man wohl ein Multitalent sein.

Wie jeden Abend kommt die obligatorische Frage: Wohin nun? Baycaner Beach auf Mayaguana soll es diesmal sein, nochmals weiter südlich als wir ohnehin schon sind. Wenn schon Bahamas, dann auch alles. Uns ist bewusst, dass wir die Zivilisation längst verlassen haben und auch der Hotelkomfort schwindet, je weiter wir südlich reisen.

Bei der Landung auf Mayaguana sehen wir ein Flugzeug am Rande des Flugfeldes im Busch verrotten. Der Busfahrer, der uns zum Hotel bringt, erklärt uns, dass es von Drogenschmugglern stammt und es nie wirklich geklärt wurde, was nun nach der Festnahme mit dem Flieger passiert. Also blieb es einfach dort, wo es war. Soweit die Aussage.

Zudem befindet sich dort die NASA Thor missile monument site. Hört sich spektakulärer an, als es tatsächlich ist: Die Kuppe einer NASA-Rakete ist dort wieder gelandet, das ist aber schon lange her.

Noch weiter südlich als Mayaguana kommen schon die Turks- und Caicosinseln, wir sind also am südlichsten Punkt der Bahamas angekommen. Mehr geht nicht. Und weniger Tourismus auf den Bahamas auch nicht: Wir sind die einzigen Besucher. Da leider auch das Hotel mit der kalten Dusche und dem ziemlich ungenießbaren Frühstück zeigt, dass hier Touristik nicht groß geschrieben wird, reisen wir am Folgetag wieder ab und fliegen den ganzen Weg hoch nach Nassau, um den Kulturschock größtmöglich werden zu lassen.

Nassau, recht nah am Festland der USA gelegen, ist wie zu erwarten total überfüllt mit Touristen. Wir fliegen das ILS der Piste 14 ab (das gab es für uns nun schon eine Woche nicht mehr), stellen die Maschine ab und lassen uns per Taxi in das British Colonial Hilton fahren. Schon auf dem Weg spüren wir den großen Unterschied von verträumter, ruhiger Insel, die uns wie Robinson Crusoe fühlen ließ und dem unbändigen Drang nach Lautstärke von Nassau. Die Bahamas haben eben von allem was und das ist gut so. Ein Burger und ein Bier im Sharkeez in Nassau besiegeln unseren Ausflug. Morgen geht es zurück nach Ft. Lauderdale, wo wir von unseren Frauen empfangen werden. Diese hatten sich für diese Zeit lieber für eine Kreuzfahrt entschieden und sicherlich ebenso Spaß wie wir.