Das andere Ende der Welt mit eigenen Augen sehen

Wir Jungs sind ja schon recht technikverliebt. Ein GPS-Empfaenger kann da schon fuer Stunden Spass machen. Einfach mal die Zahlen der Laengen- und Breitengrade vertauschen und schauen, wo man denn nun ist. So richtig spannend ist ja eigentlich dann die Frage: Wie weit kann ich gehen? Also ich meine jetzt wortwoertlich… Was ist die weiteste Reise auf Erden, die man machen kann? Die Erde hat rund 40000km Umfang (man moege mir die Ungenauigkeit verzeihen), also kann man offenbar rund 20000km reisen. Aber wo ist das? Das muss letlich jeder fuer seinen Standort selbst bestimmen, denn es gibt nicht DEN Punkt auf der anderen Seite der Erde, er haengt ja unmittelbar mit eigenen Standort zusammen. Gut, ich habe also den kleinen Ort Lohmar bei Koeln als Ausgangspunkt genommen.

Nun koennte ich ein laanges Loch durch die Erde bohren, aber das ist wohl umstaendlicher, als sich 13 Stunden ins Flugzeug nach Singapur zu setzen und dann nochmal ueber 9 Stunden in Richtung Neuseeland zu fliegen.

Aber halt, wo will ich denn eigentlich hin? Der genau entgegengesetzte Punkt ist 180 Grad versetzt zu beiden Achsen. Den kann man also recht leicht bestimmen, wenn man die Koodinaten von seinem Standort kennt. Wenn Du damit nichts anfangen kannst, google doch einfach mal nach Laengen- und Breitengraden. Mein Gegenpunkt auf der Erde befindet sich oestlich vom unteren Zipfel von Neuseeland. Auf gehts (hier auf der Tastatur ist der hier notwendige Apostroph nicht auffindbar).

Dummerweise befindet sich mein Gegenpunkt, also das andere Ende der Welt, im Wasser. Klar, dass es keine einfache Reise werden sollte… Also musste ich nach dem Flieger (oder eher im Plural gesprochen “den Fliegern”) nochmal umsteigen, also ab aufs Expeditionsschiff.

Die Reise geht von Auckland weiter runter (heisst: suedlich) an Christchurch vorbei und ich bin immer bewaffnet mit meinem GPS. 18400km von meiner Heimat entfernt, das ist schonmal nicht schlecht. Der Zaehler geht weiter und weiter nach oben.

Bild vom anderen Ende der Welt
Bild vom anderen Ende der Welt

Gestern Morgen um 5:30 Uhr (in Deutschland war es 17:30 Uhr, denn die Uhrzeit ist ja auch komplett verdreht) ist es dann passiert: Ich war angekommen! Das ist also das Ende der Welt! Und es sieht fantastisch aus. Da mein Ende der Welt ja im Wasser liegt, gibt es hier nicht viele Baeume usw. zu sehen, aber es war schon schoen zu wissen, dass Deutschland nun, naja, unter mir liegt. Allein dieses Gefuehl war es wert :).

Jetzt, ueber einen Tag spaeter, sitze ich hier an einem fremden Computer (offenbar mit US-Tastatur) an einer Satellitenverbindung und tippe diese Zeilen ein. Bald werde ich wieder die viele Stunden im Flieger sitzen und mir denken, dass ausser Astronauten niemand jemals eine weitere Reise (von der Entfernung gesehen) machen kann als ich. Wow. Zugleich ist das allerdings auch traurig, denn auch ich kann jetzt keine laengere Reise mehr machen. Aber wie schoen ist es doch, dass nicht allein die Entfernung zaehlt. Fuer naechstes Jahr habe ich bereits eine andere Reise geplant, die ist nicht so weit, aber sicher auch schoen.

Wenn jetzt jemand denkt: Ja wie, ist der da hingefahren, um das Wasser anzuglotzen? Nun, warum eigentlich nicht. Es gibt so viele verrueckte Dinge, die man tun kann. Und das war sicherlich nicht das letzte Mal :).

Gruss
Rolf