Eine Nacht im Hotel

 

Gestern musste ich beruflich im Hotel übernachten. Also suchte ich mir eins irgendwo in Deutschland und tat das, was ich sollte: Übernachten. Es erinnert mich ein bisschen an den Film Nachts im Museum, aber alles der Reihe nach.

 

Als ich gestern Abend mein Auto auf dem Schotterplatz gegenüber dem in einer dunklen Seitenstraße gelegenen kleinen Hotel abstellte, merkte ich, wie ich mich innerlich von diesem verabschiedete. Ich schaute noch mal auf die Rundungen und strich im vorbeigehen noch mal über den Koflügel. Ob ich ahnte, was werden sollte? Sicherlich nicht.

 

Im Hotel angekommen, sah ich einige junge doch verdammt kräftige Männer Karten spielen. Ohne Anabolika geht das nicht, damit meine ich freilich nicht das Kartenspielen. Was solls, ich will ja nur ein Zimmer, egal wie klein, einen Fernseher, vielleicht ne Flasche Bier und ein Bett. Da bin ich eigentlich nicht so wählerisch.

 

Der Hotelmeister gab mir auf Anfrage gleich eine Flasche Bier mit und beriet mich auch in den verschiedenen Sorten. Ich hätte eigentlich ganz gern bei der Frage, was es denn sein solle, gesagt, dass das Bier möglichst nah an Kölsch sein sollte, aber hier in der Prärie sollte ich mich mit solchen städtischen Äußerungen wohl lieber zurückhalten.

 

Dass mir die Flasche Bier tatsächlich eine gute Einschlafhilfe wurde, sollte ich kurz darauf deutlich erkennen. Bislang bin ich noch nicht vor die Türe getreten, aber ich denke, man ist gerade dabei, die vielen Blutlachen zu beseitigen, die offensichtlich von den in der Nacht ermordeten Personen stammen müssen. Immerhin habe ich das alles gehört. Ich schätze, dass mindestens drei Personen getötet, eine Armee von Leuten mindestens verletzt ist und dass mein Auto noch da steht – ja nee ist klar. Es fing so um etwas 23:30 Uhr an. Schreie, Reifenquietschen und viel mehr. Mich würde es nicht wundern, wenn die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt wäre. Herzrasen bekam ich dann, als ich Schritte hörte, die in den 1. Stock unterwegs waren. Ich rechnete damit, dass jemand durch die Türe schießen würde und hatte mir vorsorglich mal überlegt, wo ich mich am besten verkriechen könnte. Die Dusche schien mir ausreichend kugelsicher, immerhin musste der Revolverheld dann auch die bis dahin verschlossene Badezimmertüre aufschießen. Über diese Überlegungen muss ich wohl tatsächlich eingeschlafen sein, der Wächter des Hotels hat das wohl mit dem Bier geschickt eingefädelt.

 

Ich freue mich jedenfalls sehr auf das Frühstück, muss doch der Hotelbetreiber gleichlaufend auch Bäcker sein. Zumindest kenne ich keinen Grund, warum um 5:30 Uhr morgens hier so ein Halligalli veranstaltet wird, dass mein erster Gedanke beim Aufwachen ist, dass ich mich irgendwie unterm Bett vor weiteren Erdbeben in Sicherheit bringen will. Allerdings wurde es langsam etwas heller und auch Schreie oder splitterndes Glas war nicht mehr zu hören, ein idyllischer Morgen also.

 

Also sprang ich wohlgelaunt unter die Dusche. Naja, springen ist übertrieben, das geht bei der Enge gar nicht. Aus dem Duschschlauch hätte ebenso alter Wein fließen müssen, wie die Dusche selbst alt ist. Aber solch einen alten Wein könnte ich mir nie leisten. Also begnügte ich mich mit dem mindestens ebenso altem Wasser.

 

Die Miniaturisierung der Fön-Geräte heute ist ja wahnsinnig fortgeschritten. Zumindest scheint dieser dem Bad angepasst zu sein. Leider konnte man hier mehr einem Monchichi die Haare machen als auf einem unausgeschlafenem Kopf die nassen Haare zu bändigen.

Insgesamt war es aber ein schönes Erlebnis. Ich verspreche, mich niemals wieder über Hotels zu beschweren und freue mich aber gleichzeitig auch auf die superfrischen Brötchen. Na, vielleicht ruft mir der nette Herr ja auch noch ein Taxi und die Polizei wegen dem Auto. Wenn ich großes Glück habe, steht der Wagen ja sogar noch da und ich muss ihn nur von den Blutspritzern der Nacht befreien.

 

Also dann,

auf zur Arbeit…