Oshkosh 2011

Nach langer Vorfreude, nicht nur wegen Oshkosh, sondern auch wegen unseren Verwandten in Boston ging es dann endlich los. Ab in den Zug nach Frankfurt (oder sollte ich EDDF schreiben?) und AIRail Check-In. Na, das ging ja locker. Und nun alles Metallische aus den Taschen, iPad aus dem Rucksack raus und einmal Röntgen, bitte. Befunde können dann direkt an den Hausarzt gefaxt werden :). Von wegen. Das, was bei der Sicherheitskontrolle in den USA sehr sehr ernst gehandhabt wird, ist hier in Frankfurt heute völlig locker. Ups, hab ich doch meinen Gürtel vergessen auszuziehen. Passiert mir sonst nicht. Natürlich piept das Eingangstor der Sicherheitsschleuse. Also schnell zum Bodycheck: Darf ich fliegen? Habe ich was zu verbergen? Der Sicherheitsmann hat heute nen Clown gefrühstückt: Wurden Sie heute schon gecheckt? Nein, heute nicht, aber zuletzt etwa vor 3 Monaten. Gut, dann wissen Sie ja noch wie das geht – und drückt mir den Sensomaster in die Hand. Gut, dann andersherum. Ich leuchte ihn ab und er fällt prompt durch: Das Ding piept. Ok, nun ist er dran, scannt mich ab, aber ich bin clean. Sag ich doch. Zu guter letzt gibt es noch eine Nackenmassage von ihm, was ein Service. Den gibt es nicht mal auf Meilen…

Lightspeed Zulu und Ray Ban sitzen - alles im Lot :)Am Donnerstag ging es dann endlich vom Flugplatz KLWM aus nach KOSH los. Die Mooney schön geputzt, Öl nachgefüllt, aufgetankt, Zelt und Bier engepackt, Pre-check also ok :).

Unsere Route hattenBlindflug in den Wolken wir von KLWM (Lawrence Airport bei Boston) über KIAG (Niagarafälle) nach KOSH (Oshkosh, Wisconsin) geplant. Es ging quasi vom Osten der USA in Richtung Westen, teilweise über Kanada. Zum Glück hatten wir einen IFR-Plan aufgegeben, so dass uns die teilweise dicken Wolken auf dem Weg nicht störten. Damit konnte ich auch mal sehen, wie nützlich ein IFR-Schein sein kann, denn der halbe Weg war IMC (also so, dass man nicht nach Sicht fliegen konnte).

Vollkreise über den Niagarafällen wurden problemlos in 3000 Fuß genehmigt. Laut Plan sollten wir Rechtskreise drehen, dem Controller war das aber ziemlich egal. Als Deutsche hatten wir uns aber natürlich daran gehalten :).

Der Einflug nach Oshkosh zum Airventure 2011 war ziemlich spektakulär. 1800 ft (Fuß) Soll-Höhe, aber auf 1800 ft war auch die Wolkenuntergrenze. Gepaart mit diesiger Sicht und vielen Flugzeugen aus allen Richtungen mussten wir schon sehr viel nach draußen sehen…

Üblicherweise geht die Route über Punkt RIPON über FISK nach KOSH. Am Punkt RIPON trifft sich alles (fast im wahrsten Sinne des Wortes) und ordnet sich bis FISK ein (mehr oder weniger). Während wir exakt über den Bahngleisen mit exakt 90 kn auf exakt 1800 ft flogen, meinten viele andere offenbar, dass Toleranzen bis 50% durchaus noch vertretbar seien.

Die Controller in FISK (mit Handfunkgerät und Fernglas) schickten uns immer und immer wieder in die Warteschleife über dem See, bis wir endlich durchgelassen wurden. Mooney, rock your wings. Good rock. You are cleard to Oshkosh, have fun! So tönte es aus dem Funk. Endlich durch! Die Landung in KOSH war jedoch ebenso wie ein einfliegender Bienenschwarm. Drei Flieger auf einer Piste gleichzeitig auf verschiedenen Stellen zu landen war auch etwas Neues für mich, zumal wir vom “Green dot” schnell noch zum “Orange dot” verschoben wurden, weil unser Vordermann meinte, doch etwas früher aufzusetzen als erwartet. Aber die Mooney hat das locker mit sich machen lassen.

Nach dem obligatorischen Kuss des heiligen Bodens (schmeckt der etwa nach AVGAS?) konnten wir sagen: Wir sind da!

Standesgemäß zelteten wir direkt neben der Piste. Das brachte uns den Vorteil, dass wir morgens um 7 Uhr mit sanften 130 dB aus den startenden Warbirds geweckt wurden. Warum auch immer waren wir schon nach dem zweiten Warbird hellwach – keine Spur mehr von Müdigkeit. Aber es war ok, war es doch genau der Geruch von AVGAS 100LL, nach dem der Rasen roch und die 130 dB der Flugzeuge, die bis ins Mark gingen.

Oshkosh selbst ist eine Attraktion, die seinesgleichen sucht. Natürlich erwartet man das auch von der weltgrößten Flugshow. Hier trifft sich wirklich alles, was Rang und Namen hat. Vom Ultraleicht-Flieger bis zum Harrier oder auch dem Dreamliner Boeing 787, alles ist vertreten.

Insgesamt kamen die Flugshows nicht zu kurz. Alles, wovor mich mein Fluglehrer gewarnt hat, wurde hier demonstriert: Flachtrudeln, Flugzeuge, die wie Papier in der Luft herumwirbeln, Rückenflüge, Rückwärtsflüge (!), Fluglagen und Aktionen, die physikalisch unmöglich scheinen, wurden hier präsentiert.

Man sollte meinen, dass bei einer soclehn Show viel passieren würde. Mir sind aber nur wenige Unfälle bekannt, die allesamt glimpflich und für die Piloten gut ausgingen. Spektakulär war da sicher noch die F16, die mit zu viel Schwung auf der Piste landete und dann mit dem Ende der Piste nicht so recht klar kam. Zuletzt brach das Bugrad, als sie in die Wiese eintauchte. Leider wurde dabei die Nase der F16 schwer angegriffen – das wird teuer… Der Pilot sprang offenbar unverletzt, aber dennoch frustriert aus der Maschine.

Sehr schön waren auch die weniger spektakulären Shows, wie die EAA-Schrift am Himmel oder der Segler mit Jetantrieb, bei dem auch die passende Musik gespielt wurde. Sowas muss man einfach miterleben, es lässt sich mit Worken nicht wirklich ausdrücken. Spannung, Action und dann wieder diese Ruhe und Besinnung, Oshkosh vereint einfach alles.

Zurück ging es dann Samstag nicht mehr tief und schnell sondern eher ziemlich hoch. 13500ft über MSL ist nicht ganz meine Lieblingshöhe, ob ich mir das eingebildet hatte, weiß ich nicht, aber wirklich wohl war mir in der Höhe dann doch nicht mehr, weshalb wir dann irgendwann wieder auf rund 10000 ft runtergingen.

In einem Blog kann ich garnicht so recht festhalten, wie ich Oshkosh erlebt habe, es war aber sicherlich ein einmaliges Erlebnis, mit einer Echo-Maschine in Oshkosh einzufliegen, das berühmte “Rock your wings” zu hören (senden durfte man auf dem Funk wegen der vielen Flieger nicht!) und dann in KOSH einzuschweben. Wiederholungsgefahr? Absolut gegeben, lediglich die Möglichkeit muss sich bieten…