Vorbereitung auf das größte Abenteuer: Ein Flugzeug in die USA fliegen

Mooney, Peter, Rolf

Alle Zeichen stehen auf Go. Grünes Licht sozusagen. Mir schaudert es ein wenig. Die große Reise wird also Wirklichkeit. Als Pilot von kleinen Flugzeugen ist es nicht selbstverständlich, mal eben auf die andere Seite des Atlantiks zu fliegen. Immerhin sind es bis Chicago über 7000 km und wir müssen mehrmals zwischenlanden, da an sich der Flug auch an die 40 Stunden an reiner Flugzeit sind – zu viel für Mensch und Maschine, um durch zu fliegen. Also legen wir (mein Schwager, dem der Flieger gehört und ich) Tank- und Ruhestopps ein. Es geht von Mönchengladbach nach Schottland, weiter nach Island, Grönland, Kanada und letztlich in die USA. Und das mit einer Mooney M20E, einem schon ziemlich sportlichen Flieger, vergleicht man ihn mit z.B. einer Cessna 172.

Vorbereitung

Leider werden gleich schon vor der detaillierten Routenplanung einige Hürden auferlegt. Da ich selbst in die USA einfliege, reicht das Ausfüllen eines ESTA-Formulars nicht aus, ich benötige also ein Visum. Na gut. 120 Euro, einige Wochen und eine Fahrt nach Frankfurt später halte ich es ein Glück dann doch noch rechtzeitig in den Händen. Die Website auf der man einige Formulare ausfüllen muss ist schon ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber das Visum hält ein Glück ganze zehn Jahre und dann bin ich gleich für weitere Reisen in die USA “freigeschaltet”, ist ja auch mal praktisch.

Notfallequipment

resqlink

Switlik ISPLR

Wir werden einige Zeit über kaltes Wasser fliegen. Grönland ist ja nicht für tolle Badebuchten bekannt. Die Tour, da sind wir uns einig, machen wir nur mit dem besten Rettungsequipment, das man kaufen kann. Nur zur Sicherheit für den “negativen Lottogewinn”, wie es mir Arnim Stief mal sagte. Die Suche nach dem passenden Equipment war dank Google schnell erledigt. Es sollte als Rettungsinsel das Switlik ISPLR und als Notsender ein Resqlink+ werden. Während der Resqlink in Deutschland noch einigermaßen gut erhältlich ist, hatte mir das Rettungsfloß doch schon arge Schwierigkeiten bereitet, so viele, dass ich schon nicht mehr an die Reise glaubte. Ohne das komplette Equipment wäre die Reise ein No-Go geworden. Desillusioniert und ehrlich gesagt schon ein wenig am Boden der Tatsachen angekommen, kam eine E-Mail aus den Niederlanden. Ja, das würde man noch hinbekommen, das Switlik ISPLR könnte innerhalb von einigen Tagen aus New Jersey, USA, bei mir in Deutschland sein. Oh je, der Zoll, dachte ich mir. Mag ja sein, dass eine DC-10 das Ding schnell hier hin bringt, wir selbst sind ja auch nur einige Tage in die USA unterwegs und das mit einer viel kleineren Maschine. Aber dem Zoll in Deutschland mochte ich nicht so recht trauen. Würde er das Paket aufhalten? Meine bisherigen Erfahrungen zu diversem Equipment, was man nur im Ausland bestellen kann, was bislang eher nicht so gut. Lange Wartezeiten beim Zoll, Benachrichtigung, hinfahren, diskutieren und dann ging es. Aber es hat funktioniert: Die Rettungsinsel, übrigens eine Ein-Mann-Rettungsinsel, sozusagen eine Art Kokon, ist eingetroffen und wir sind auf Go.

Die Route

Route Mooney USA

Nun, da das ganze Equipment da ist, kann es an die Reiseroute gehen. Da mein Schwager die Route vor einigen Jahren sogar mal ganz allein von den USA nach Deutschland gemacht hat, ist er nicht ganz unerfahren. Diesmal möchten wir uns aber Temperaturen von -35 Grad Celsuis ersparen, das ist sicher doch etwas ungemütlich. Die tiefste überflogene Bodentemperatur wird über Grönland mit rund -10 Grad Celsius sein. Überall wo wir aussteigen wird die Temperatur, wenn auch knapp, über dem Gefrierpunkt sein. Teilweise haben wir knapp unter 30 Grad Celsius, was eine bunte Auswahl der Klamotten mit sich bringt. Winterkleidung und Sommerkleidung in einer Tasche hatte ich so auch noch nicht. Schaut man sich die Route auf der richtigen Karte an, ist sie tatsächlich halbwegs gerade, so wie es eben geht. Auf einer typischen Landkarte sieht es aufgrund der notwendigen Verzerrungen (die Erde ist halt nicht platt) so aus, als würden wir hoch und wieder runter fliegen, sozusagen ein umgedrehtes U. Die exakten Punkte stehen noch nicht fest, aber wir werden wohl Stornoway, Reykjavik, Kulusuk, Sondre Stromfjord und Iqualuit anfliegen, für Flieger ist es: EDLN-LFAC-EGPO-BIRK-BGKK-BGSF-CYFB-KGRB-KUGN, wobei die letzten Punkte nur vage sind, da müssen wir noch Punkte reinsetzen.

Jetzt warten wir auf den großen Tag und ich schreibe weiter, wenn wir wieder wohlbehalten zurück sind, diesmal mit der Lufthansa, die können das irgendwie noch schneller :). Die Mooney bleibt hingegen in Chicago, denn das ist der ursprüngliche Sinn des Ganzen.